Kirchen und Kapellen

Kapelle St. Michael

Werl-Budberg

Adresse:
Michaelstraße
59457 Werl - Budberg
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Grimmig und entschlossen!

Der Erzengel Michael mit seinen entschlossenen Gesichtszügen im Giebel der Kapelle von Budberg hat nichts zu lachen. 1942 kam er auf seinen Posten. Er kämpft gegen jeden, der sich an die Stelle Gottes setzt, er, der auch als Patron der Deutschen gilt („deutscher Michel“). Gerade in Deutschland setzte sich in jenen Jahren ein selbsternannter Führer an diese Stelle. Viele folgten. Mit dem hl. Michael bezeugten Budberger Katholiken ihre Treue zur Kirche, wohl abgesichert durch die christliche Bildtradition, aber doch lesbar für jeden, der wachen Auges war.

Beschreibung

Hervorragend ist die leichte Biegung der Straße für das dreiteilige Außenbild der Kapelle genutzt. Das verputzte Gebäude mit Satteldach von 1937/38 tritt mit dem Giebel an die Straße, dort der hl. Michael, unten ein segmentbogiges Rahmenportal, oben ein quadratischer Dachreiter mit steilem Helm. Zwei leicht schräg gestellte Anbauten folgen der Straßenbiegung und ergeben so eine malerische Baugruppe von überzeugender Wirkung, links eine Quaderwand mit Gedenktafel, rechts die Sakristei mit Satteldach. Türen in Quaderwand und in Sakristei steigern noch die zusammenhängende Wirkung.

Der längliche Innenraum bekommt Licht durch segmentbogige seitliche Fenster und ist überdeckt durch eine gedrückte Tonnenwölbung mit Stichkappen, die als Leichtgewölbe ausgeführt ist. Ein um zwei Stufen angehobener, in der Breite deutlich eingezogener Altarraum ergänzt das Kirchenschiff. Er steht auf rechteckigem Grundriss und ist mit einer halbrunden Tonnenwölbung versehen. Im Raum gegenüber befindet sich eine Empore, darunter der Windfang.

Liturgie und Raum

Kirchenräume der 1930er Jahre suchten immer die besondere Herausstellung des Altares mit dem darauf fest angebrachten Tabernakel. Genau diesem Zweck diente der Altarraum der Budberger Kapelle, der durch einen breiten Altartisch, durch Tabernakel und Kreuz vollständig ausgefüllt war. Bei näherer Betrachtung handelte es sich weniger um einen eigenwertigen Raum, vielmehr um eine große Altarnische, auf die der Gesamtraum zielgerichtet fokussiert war.

Ausstattung

Aus der Entstehungszeit der Kapelle sind zwei zentrale Bildwerke überliefert, beide gearbeitet von Bildhauer August Wäscher aus Werl, der aus Holz geschnitzte gekreuzigte Gottessohn an der Altarwand in traditioneller Formgebung (1938) und der aus Kunststein gegossene hl. Michael außen im Giebel (1942). Mit dem Bau entstand 1938 auch die Verglasung, ausgeführt von der Firma G. Freericks aus Hamm, fünf Symbolbilder nach den glorreichen Geheimnissen des Rosenkranzes mitsamt Schriftzeilen. Die sparsam gefassten Holzfiguren der hl. Maria mit dem Kind und des hl. Josefs links und rechts des Altarraums sind Werke von Josef Wäscher. Sie kamen 1970 in den Raum. Etwa in dieser Zeit dürfte auch das Relief des Tabernakels entstanden sein, eine Darstellung des Himmlischen Jerusalems mit dem Lamm im Zentrum. Die Bronzereliefs des Kreuzweges wurden 1974 bei der Firma Heribert Cassau in Paderborn erworben. 2006 arbeitete Bildhauer Bernhard Sobbe drei Bronzereliefs an der Brüstung der Empore: Vogelpredigt des hl. Franziskus, Franziskus feiert Weihnachten in Greccio; Franziskus schafft Frieden in Arezzo.

Von der Idee zum Bau

In Budberg bestand eine ältere Fachwerkkapelle, über die keine näheren Angaben vorliegen, die 1913/14 ersetzt wurde durch eine kleine, massiv gemauerte Kapelle nach Entwurf des Baukommissars Franz Rehbein, deren Bausubstanz bis heute in der schräg stehenden Sakristei erhalten ist. Der Wunsch nach einer ständigen Sonntagsmesse führte 1937 zum Bau einer größeren Kapelle nach Planung von Architekt Konrad Brandt, die am 29. September 1938 eingeweiht wurde. Den Dachreiter von 1914 verlegte man zunächst auf den Neubau. Für neue Glocken der Firma Junker aus Brilon entstand 1950 ein vergrößerter Dachreiter. 1983 baute man zwei seitliche Fensteröffnungen in den Altarraum ein. Mit der großen Renovierung von 1987 war die Verlegung eines neuen Bodens verbunden. Außenrenovierung und die Neueindeckung des Daches erfolgten 2000, eine Restaurierung des Inneren 2003.

Architekt Konrad Brandt

Der Planer der Budberger Kapelle, Architekt Konrad Brandt aus Hamm, war regional tätig und schon zuvor mit Kirchenbauten beschäftigt. Für die Bonifatius-Gemeinde in Werries errichtete er 1913 eine Notkirche, für die gleichnamige Gemeinde in der Westenheide 1921/22 einen ersten Kirchenbau (beide nicht erhalten). Auch seine Kirche St. Liborius in Hamm-Daberg von 1932/33 ist nach Erweiterung von 1961 nur teilweise überliefert. Vor diesem Hintergrund kommt St. Michael in Budberg ein besonderer Stellenwert zu.

Literatur

Timm, Willy: Kirchenbau des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Werl, Geschichte einer westfälischen Stadt, Bd. 2. Paderborn 1994, S. 957–977, hier S. 974.

Chronik 1937–38 & 2012–13, 75 Jahre Kapelle St. Michael in Budberg.

Text und Fotos: Dr. Heinrich Otten